Weiße und schwarze Listen

Vermeintlich kleiner Unterschied, große Wirkung. Viel wird in Unternehmen, Organisationen und der Politik mit „weißen“ und „schwarzen Listen“ gearbeitet. Wir kennen sie alle, wobei „schwarze Listen“ aus den verschiedensten Hintergründen heraus eine negative Konnotation haben. „Whitelist“ klingt besser, nicht nur weil in den klassischen Hollywood-Filmen die „Guten“ immer die weißen Hüte aufhaben. Weiße Liste klingt nach Empfehlung, nach Bewährtem und damit eben rundherum positiv.

Trotzdem liegt in ihnen eine Gefahr für Innovationen und Kreativität verborgen und damit für die Möglichkeiten einer offenen Zukunft. Eine schwarze Liste verzeichnet, was definitiv verboten ist. Im Umkehrschluss: Alles andere ist erlaubt! Eine weiße Liste schreibt im Extremfall vor, was genau erlaubt ist. Und das bedeutet im Umkehrschluss: Alles andere ist verboten!

Hinter einer weißen Liste steckt oft ein Expertengremium, ein Planerstab oder Führungskräfte, die der Meinung sind zu wissen, was in welcher Situation „das Richtige“ ist. Und das Richtige steht auf der Weißen Liste, die als Anweisung oder im milderen Fall als Empfehlung herausgegeben wird. Und bestimmt damit Handlungen, das Zuweisen von Ressourcen etc.

Wenn wir aber wissen, dass die interessanten Lösungen oft abseits der ausgetretenen Pfade liegen, und die bahnbrechenden neuen Entwicklungen der Zukunft meistens überraschend und unvorhersehbar auftreten, ist das bedenklich. Kreative Ansätze entstehen, wenn gerade ein bisher unverbundenes, fach- oder branchenfremdes Element hinzugefügt wird, weshalb es oft auch Quereinsteiger sind, die Bewegung in Dinge bringen. Solche Ansätze können per se nicht auf einer weißen Liste der bewährten Empfehlungen stehen. Und wenn diese anderen Ansätze durch die „Weißlistung“ eingeschränkt oder sogar verboten werden, be- oder verhindert das Innovation. Alternativen werden nicht getestet, die uns weiterbringen würden.

Jetzt könnten Sie meinen, dass das etwas übertrieben ist, schließlich stellen viele weiße Listen tatsächlich nur wohlmeinende Empfehlungen dar. Stimmt, aber wir sollten darauf trainiert sein zu sehen, wann wohlmeinende in verbindliche Empfehlungen umkippen. Also achten Sie einmal darauf, welche weißen Listen bei näherer Betrachtung bedeuten, dass Sie nur noch tun dürfen, was da drauf steht.

Manchmal ist also eine schwarze Liste besser, die für alles andere die Freiheit garantiert.